Die Craniosacrale Therapie [1] ist eine manuelle, körperorientierte Behandlungsform, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in den USA aus der Osteopathie entwickelt wurde. Ihr Fokus liegt auf dem craniosacralen Rhythmus, der sich im feinen Pulsieren der Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit zeigt [2, 3]. Diese Flüssigkeit, die das Nervensystem vom Schädel (Cranium) bis zum Kreuzbein (Sacrum) versorgt und schützt, verbreitet den craniosacralen Rhythmus über das gesamte Bindegewebe des Körpers [4]. Dadurch ist dieser Rhythmus überall tastbar. Durch sanfte Berührungen der Hände lassen sich diese Bewegungen erspüren. Spannungen und Blockaden, die zum Beispiel während der Geburt entstanden sind, können durch behutsame Impulse gelöst werden. Bei Erwachsenen mit chronischen Schmerzen konnte eine Schmerzreduktion gezeigt werden [5] bei Kindern z.B. eine Reduktion von Säuglingskoliken [6]. Die Behandlung erfolgt ganzheitlich und mit großer Sorgfalt, sowohl auf körperlicher als auch auf emotionaler und psychischer Ebene. Im Mittelpunkt stehen die innewohnende Gesundheit und die natürlichen Selbstheilungskräfte des Körpers. Eine achtsame und begleitende Kommunikation mit dem Säugling oder Kind während der manuellen Behandlung unterstützt die Selbstwahrnehmung und gibt emotionalen Prozessen Raum und Halt.
Bei der Behandlung von Säuglingen und Kindern ist es mir wichtig, sowohl die Erfahrungen der Eltern als auch die des Kindes während der Schwangerschaft und Geburt zu berücksichtigen. Genauso wie Sie als Eltern Ihre eigenen Erlebnisse in der Schwangerschaft und bei der Geburt ihres Kindes gemacht haben, hat auch Ihr Kind auf seine Weise diese intensiven Momente erlebt. In der Therapie erhalten deshalb sowohl die körperliche Entspannung als auch das emotionale Erleben des Kindes Raum. Es ist besonders wertvoll, wenn sich neben der körperlichen Entspannung auch seelische Anspannungen aus dieser Zeit lösen können – ähnlich wie bei einem Gespräch, in dem Sie Ihre eigenen Geburtserfahrungen mit einer guten Freundin oder Freund teilen. Siehe auch die Informationen zur integrativen bindungsorientierten Traumatherapie IBT®.
Ein weiterer Schwerpunkt meiner Praxis ist die Unterstützung bei Stillproblemen. Die Craniosacrale Therapie kann hilfreich sein, wenn Ihr Kind Schwierigkeiten beim Saugen hat, auf die Brustwarze beißt oder die Brust verweigert. Häufig liegen die Ursachen in Verspannungen oder Bewegungseinschränkungen im Bereich des Kopfes, Halses oder Kiefers. Auch ein verkürztes Zungenband kann solche Probleme verursachen, weshalb dieses während der Behandlung immer mit untersucht wird.
Durch sanfte manuelle Impulse können diese Verspannungen gelöst und die natürlichen Funktionen wieder unterstützt werden, sodass das Stillen erleichtert wird.
Je nach Situation findet die Behandlung entweder auf dem Arm der Mutter, des Vaters, auf einer weichen Behandlungsliege oder auf dem Matratzensofa statt. Das Spielen des Kindes wird dabei aktiv in die Therapie integriert, um eine entspannte und natürliche Atmosphäre zu schaffen.
Auf Wunsch erhalten auch die Eltern während der Therapiestunde eine kurze Behandlung, damit sie ebenfalls gestärkt und entspannt nach Hause gehen können. So wird das Wohlbefinden der gesamten Familie gefördert.
Mögliche Einsatzfelder der Craniosakralen Therapie [7]
1. Upledger, J.E., Craniosacral Therapy. Physical Therapy, 1995. 75(4): p. 328-330.
2. Rasmussen, T.R. and K.C. Meulengracht, Direct measurement of the rhythmic motions of the human head identifies a third rhythm. J Bodyw Mov Ther, 2021. 26: p. 24-29.
3. Bordoni, B., et al., The Cranial Bowl in the New Millennium and Sutherland's Legacy for Osteopathic Medicine: Part 1. Cureus, 2020. 12(9): p. e10410.
4. Kahkeshani, K. and P.J. Ward, Connection between the spinal dura mater and suboccipital musculature: evidence for the myodural bridge and a route for its dissection--a review. Clin Anat, 2012. 25(4): p. 415-22.
5. Haller, H., et al., Craniosacral therapy for chronic pain: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. BMC Musculoskelet Disord, 2019. 21(1): p. 1.
6. Castejon-Castejon, M., et al., Effectiveness of craniosacral therapy in the treatment of infantile colic. A randomized controlled trial. Complement Ther Med, 2019. 47: p. 102164.
7. Haller, H., G. Dobos, and H. Cramer, The use and benefits of Craniosacral Therapy in primary health care: A prospective cohort study. Complement Ther Med, 2021. 58: p. 102702.
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